Beute by Michael Crichton

Beute by Michael Crichton

Autor:Michael Crichton
Die sprache: eng
Format: mobi, epub
ISBN: 9783896673022
Herausgeber: Blessing
veröffentlicht: 2002-01-01T23:00:00+00:00


6. Tag, 11.42 Uhr

Und so kam es, dass ich mit mörderischen Kopfschmerzen im Krankenhaus in San Jose anrief. »Julia Forman, bitte.« Ich buchstabierte den Namen für die Stimme in der Zentrale.

»Sie ist auf der Intensivstation«, sagte die Stimme.

»Ja, stimmt.«

»Tut mir Leid, aber direkte Anrufe bei den Patienten sind nicht erlaubt.«

»Dann die Station, bitte.«

»Moment, ich verbinde.«

Ich wartete. Niemand ging ans Telefon. Ich rief erneut in der Zentrale an und hatte schließlich eine Krankenschwester von der Intensivstation am Apparat. Julia sei beim Röntgen, sagte die Schwester, und sie wisse nicht, wann Julia zurück sei. Ich sagte, sie müsse längst zurück sein. Die Schwester erwiderte ziemlich gereizt, sie könne vom Telefon aus Julias Bett sehen und sie könne mir versichern, dass Julia nicht drinliege.

Ich sagte, ich würde wieder anrufen.

Ich legte den Hörer auf und wandte mich an David. »Was hat Julia eigentlich mit der ganzen Geschichte zu tun?«

»Sie hat uns geholfen, Jack.«

»Das denk ich mir. Aber wie genau?«

»Am Anfang hat sie versucht, den Schwarm anzulocken«, sagte er. »Um ihn per Funk unter Kontrolle bringen zu können, mussten wir dafür sorgen, dass er nahe am Gebäude blieb. Julia hat uns dabei geholfen.«

»Wie denn?«

»Na ja, sie hat ihn unterhalten.«

»Sie hat was?«

»Ich denke, so könnte man es nennen. Es war uns sehr bald klar, dass der Schwarm rudimentäre Intelligenz besitzt. Julia kam auf die Idee, ihn wie ein Kind zu behandeln. Sie ist mit bunten Klötzen nach draußen gegangen, Spielzeug. Sachen, an denen ein Kind Spaß hätte. Und der Schwarm schien auf sie anzusprechen. Sie war ganz aus dem Häuschen.«

»Zu dem Zeitpunkt war es ungefährlich, zu dem Schwarm rauszugehen?«

»Ja, völlig ungefährlich. Er war eine harmlose Partikelwolke.« David zuckte die Achseln. »Jedenfalls, nach ein oder zwei Tagen beschloss Julia, einen Schritt weiterzugehen und den Schwarm systematisch zu testen. Verstehst du? Wie eine Kinderpsychologin ein Kind testen würde.«

»Du meinst, ihm was beibringen«, sagte ich.

»Nein. Sie wollte ihn testen.«

»David«, sagte ich. »Der Schwarm ist eine verteilte Intelligenz. Er ist ein gottverdammtes Netzwerk. Egal, was du mit ihm anstellst, er lernt. Testen ist dasselbe, wie ihm was beibringen. Was genau hat sie mit ihm gemacht?«

»Bloß irgendwelche Spiele und so. Sie hat zum Beispiel drei farbige Klötze auf den Boden gelegt, zwei blaue und einen gelben, um zu sehen, ob er den gelben aussuchen würde. Dann was mit Quadraten und Dreiecken. So was eben.«

»Aber David«, sagte ich. »Ihr habt alle gewusst, dass das ein außer Kontrolle geratener Schwarm ist, der sich außerhalb des Labors langsam weiterentwickelt. Ist denn keiner von euch auf die Idee gekommen, einfach da rauszugehen und ihn zu vernichten?«

»Doch. Das wollten wir alle. Aber Julia nicht.«

»Wieso?«

»Sie wollte ihn am Leben erhalten.«

»Und keiner hat ihr das ausgeredet?«

»Sie sitzt im Management, Jack. Sie hat gesagt, der Schwarm wäre ein glücklicher Zufall, dass wir da auf etwas wirklich Großes gestoßen wären, dass er möglicherweise die Firma retten könnte und wir ihn nicht zerstören dürften. Sie war, wie soll ich sagen, richtig vernarrt in ihn. Ich meine, sie war stolz auf ihn. Als hätte sie ihn erfunden. Sie wollte ihn bloß >im Zaum haltenc.



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